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IST BAMBUS HOLZ?

Bambus ist ein Gras. Mit mehr als 1.600 Arten zählt es zu den im Verlauf der Evolution entstandenen, sehr erfolgreichen grasartigen Pflanzen (GRAMINEAE). Bambuspflanzen können bis 30 Meter hoch werden und Durchmesser von bis zu 30 Zentimetern entwickeln. Sie verdanken ihre Stabilität aber nicht der Bildung von Holz wie Bäume und Sträucher. Das Gewebe von Bambuspflanzen kann verholzen, wobei die dabei ablaufenden Prozesse eine große und prinzipielle Ähnlichkeit mit der Bildung von Holz haben. Bambus ist deswegen kein Holzgewächs, aber ein verholzendes Gras.

Der Weg der Holzgewächse zur Festigkeit
Als Holz wird das feste Gewebe von Bäumen und Sträuchern bezeichnet, die teilweise ein Alter von mehreren hundert Jahren erreichen. Holz entsteht, wenn beim sekundären Dickenwachstum im Kambium Zellen gebildet und als bleibendes Gewebe abgesondert werden. Geschieht dies in einem jahresperiodischen Wechsel, so bilden sich die bekannten Jahresringe. Holz besteht aus Zellen, die im Wesentlichen aus Zellulose, Hemizellulose und Lignin gebildet sind. Lignin besteht aus phenolischen Makromolekülen, die dem Holz seine Härte und Festigkeit verleihen. Ohne Lignin könnten Bäume nicht viele Meter in die Höhe wachsen.

Der Weg des Bambus zur Festigkeit.
Eine Bambuspflanze entwächst einem Rhizom (Wurzelnetz). Einzigartig für Bambuspflanzen ist ihre enorme Wachstumsgeschwindigkeit. Der Riesenbambus Guadua angustifolia aus Kolumbien kann zum Beispiel in seiner Wachstumsphase an einem Tag einen Meter wachsen. Ein Längsschnitt durch einen Bambushalm zeigt die charakteristische Gliederung eines Grashalms mit Knoten (Nodien) und einer durchgehenden Trennwand (Diaphragma). Die Bereiche zwischen den Knoten umschließen einen Hohlraum (Internodium) mit einer Wandstärke von bis zu 4 Zentimetern. Beim Bambus gibt es kein sekundäres Dickenwachstum wie bei Bäumen und Sträuchern.

Der kreisförmige Querschnitt durch ein Internodium lässt ein helles parenchymatisches Grundgewebe erkennen, das von zahlreichen markanten Leitbündeln durchsetzt ist, je nach Lage unterschiedlich groß. Ihre Anzahl nimmt nach außen hin zu. Ring- und Tüpfelgefäße in den Leitbündeln übernehmen den für die Pflanze notwendigen Wassertransport (von unten nach oben), in den Zellen des Siebteils werden Nährstoffe zur Versorgung aller Pflanzenteile (von oben nach unten) transportiert. Die Leitbündel sind von hochfesten, stabilisierenden Fasern umgeben, die axial (von unten nach oben) verlaufen.

In die Fasern sowie in die Zellwände der leitenden Elemente und des umgebenden Parenchyms werden im Laufe des Wachstums der Bambuspflanze Lignin und SiO2 eingelagert. Dieser Vorgang wird als Verholzung bezeichnet. Phyllostachys edulis aus China mit bis 20 Metern Höhe und ca.18 Zentimetern Durchmesser enthält zum Beispiel 73% Zellulose und 23% Lignin. Die zunehmende Verholzung findet erst nach der Wachstumsphase statt, wenn Bambus seine endgültige Höhe und Halmdurchmesser erreicht hat. Dies kann bereits nach sechs Wochen der Fall sein, wenn die Pflanze optimal mit Nährstoffen und Wasser versorgt ist! Danach findet der Verholzungsprozess statt.

Ernte nach 5 Jahren
Nach weitgehendem Abschluss der Verholzung ist der Riesenbambus erntereif zur Weiterverarbeitung. Das kann bereits nach fünf Jahren geschehen. Bambus mit abgeschlossener Verholzung ist zäh und hart. Er besitzt technische Eigenschaften, die heimische und tropische Harthölzer übertreffen. Es kann von einer Festigkeit gesprochen werden, die der des Stahls nahekommt.

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